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Urlaub mit Hund
- 2011 - Lettland und Masuren
Das am frühesten veröffentlichte Evangelium, das des Apostels Markus, erschien 70 Jahre nach dem Tod Christi, das zuletzt veröffentlichte, das des Johannes, kam erst 100 Jahre nach dessen Tod unter die Leute. Was das mit dem Blues zu tun hat?
Wenn so weltbewegende Ereignisse wie Geburt, Leben und Sterben des Schöpfers des Christentums 70 Jahre Zeit haben, bis sie erzählt und dokumentiert werden, muss sich der Blues nicht rechtfertigen, dass seine wenig epochalen Ereignisse erst eineinhalb oder zweieinhalb Jahre nach der Reise zu Protokoll kommen. In diesem Sinne folgt hier zuerst eine Chronik unserer Lettlandreise 2011 und in gebührendem Abstand die Doku über unsere Bretagne/Provence/Südtirol-Reise 2010.
Here we go. Lettland 2011…
Um 6: 20 Uhr rollen wir vom Hof des Bairischen Blues, im Gepäck Mutter Franzi und Tante Anouk, dazu Klamotten und Hausrat für zwei Wochen, Heimatbier aus Maxlrain mit zwei original Maxlrainer Steinkrügen als Gastgeschenke.
Es regnet.
Um kurz nach 7 Uhr vereinigen wir uns an der Raststätte Fürholzen auf der A9 mit den seit dem D-Wurf liebgewonnenen Erziehungsbeauftragten unserer Doosie, Annemarie und Hermann, und fahren fortan im Kleinkonvoi weiter Richtung Osten.
Um 10:30 Uhr verweilen wir kurz an der Raststätte Vogtland, weniger, um uns oder die Autos zu betanken, vielmehr um ein D-Schild zu kaufen; so etwas soll man nämlich in Lettland zwingend brauchen, wie uns die einschlägigen Infomaterialen in seltener Eintracht versichern. Ein D-Schild muss es sein, ein extra aufgepapptes Nationalitätenkennzeichen. Das kleine, im Kennzeichen integrierte und Europa-normierte D tut’s im Baltikum offenbar nicht: Hauptsache der volle Griff in die EU-Kasse ist gewährleistet. Im Vogtland gibt es jedoch kein D-Schild, im Vogtland ist man mit Haut und Haar auf Europa eingestellt. Gut so und also weiter.
Um kurz vor 13 Uhr machen wir einen weiteren Versuch, diesmal am Rastplatz Freienhufener Eck Ost an der A 13 (E 55), zwischen Dresden und Lübben, allerdings waren es in diesem Fall mehrheitlich die nörgelnden Blasen der Reisenden als die Sehnsucht nach einem D-Schild, die uns zur Weile nötigen. Wie wir Männer so an der Klagemauer aller Blasengedrückten stehen und uns erleichtern, fallen unsere Blicke auf die in der Fliesenwand eingelassenen Bilder: begnadet schöne, speiend ätzende Karikaturen des Österreichers Manfred Deix. Kunst an der Pissrinne, das alleine wäre schon genug gewesen, um das Freienhufener Eck tief im Gedächtnis zu verankern. Aber selbst der Jahrhundertspötter Deix ist ein kleines Licht gegen die Allmacht des Tagesirrsinns. Während wir nämlich unsere Blasen entleeren und begeistert mit den Augen die Bilder abgreifen, werkelt hinter uns die eifrige Putzfrau und macht sich um die örtliche Hygiene sehr verdient. Diese nette Dame mittleren Alters will sich gern in unser Vergnügen über die höllisch bösen Karikaturen einklinken, tritt herbei und klärt uns mit ernstem Bemühen auf, dass auf die Kacheln sogar die Namen der Künstler aufgedruckt seien. Erstaunt schieben wir die Brillen zurecht und fokussieren unsere Blicke auf die rechte untere Bildecke: Villeroy & Boch! Wer, außer den Soli subventionierten Neufünfländern könnte sich wohl Kunst der Herren Villeroy und Boch ins Urinal kacheln? Man muss schon im Freienhufener Eck pinkeln, um in Erfahrung zu bringen, dass die Herren Villeroy und Boch, die schon Mitte des 18. Jahrhunderts ihr Keramikimperium aufbauten, heute noch Kunst in die Kacheln brennen. Wir mussten schnell raus, um uns nicht vor Vergnügen mit dem Rest in unseren Blasen einzumachen. Villeroy & Boch! Deix möge der kunstbeflissenen Dame verzeihen. Das Freienhufener Eck, besser: dessen Pinkulatorium ist für Kunstkenner ein Muss. Leider gibt es davon kein Bildmaterial – wer geht schon mit Fotokoffer zum Pinkeln? Und wer zahlt nur für ein paar Fotos nochmal seinen Obolus an Sanifair, indem er sich ein zweites Mal in die Urinanstalt, diesmal mit Kamera, begibt?
Dass es am Freienhufener Eck auch noch zwei D-Schilder für uns gibt, macht die Raststätte zu einem Mausoleum unserer Reise auf den Spuren der Deutschritter.
Weiter geht es Richtung Spreewald, wo unser erster Stopp-Over sein soll. Das Wetter hat sich eines Besseren besonnen und macht auf urlaubsfröhlich heiter. Heiter ist auch das unvermeidlich zwangsfröhliche Radio mit seinen allüberall sabbernden Krawallmoderatoren und ihren zwangsneurotischen Plakatsprüchen: „Brandenburg Radio – Voll die Vielfalt!“ Da freut man sich auf Polen und das Baltikum, da versteht man den Schwachsinn wenigstens nicht mehr. Sprachlosigkeit kann auch ein Segen sein, vor allem, wenn einem dadurch enddebile Sprüche wie dieser erspart bleiben: „Brandenburg Radio - Mehr Lala statt Blabla“. Dazu fällt vermutlich nicht einmal Deix eine Karikatur ein. Aber Villeroy & Boch könnten mit einer Spülung nachhelfen.
Wir nähern uns dennoch entspannt unserem Etappenziel, verlassen um 13:20 Uhr bei Staakow die A 13 und sind schon einen kleinen Seufzer später in Rietzneuendorf (N 52° 1' 54.23", E 13° 41' 44.20") bei Karin und Lothar Klinke. Die ersten 640 Kilometer liegen hinter uns. Karin und Lothar sind die Züchter von der Wolfser Höhe und, nach Lothars Schritt in den Ruhestand, aus dem Allgäu in den weiten Spreewald ausgewandert, haben ein prächtiges Holzhaus mit Gästehaus und ortsüblich reichlich Grund erstanden. Dort wollen wir erst mal zwischenstoppen. Die Begrüßung fällt erwartungsgemäß turbulent aus, aber nach den art- und rassetypischen Begrüßungsritualen streifen zwei einheimische Hovis, drei einheimische Elos und drei Gast-Hovis schiedlich und friedlich durchs Gelände. Blut ist erwartungsgemäß keines geflossen, dafür fließt für uns der Kaffee. Wir machen einen ausgedehnten Spaziergang durch die staubtrockene Streusandbüchse des Heiligen Römischen Reiches, die hier, weit ab von jeglichem Gestade, sogar richtige Dünen auftürmt, und erleben wieder einmal, wie nah die alte, inzwischen völlig zu Schutt gewordene DDR neben frisch herausgeputzten Villen und schmucken Eigenheimen noch immer real existiert. Wer sehr viel Geld für Renovierungsarbeiten übrig hat, kann sich hier ein schönes Anwesen zusammenkaufen. Auf der Terrasse speisen, trinken und plaudern wir uns in die brandenburgische Nacht. Es ist schön hier. Ein bisschen trocken zwar, ziemlich trocken, aber was wir im Süden über die Sintfluten klagen, klagen die Hiesigen über die Trockenheit. Viel trinken hilft da auch nicht wirklich weiter. Nein, es ist uneingeschränkt schön hier, abseits, beschaulich und ein bisschen vergessen von einer von Lala und Blabla umgetriebenen Welt.
Samstag, 11. Juni 2011
Um 9:20 Uhr überqueren wir bei Frankfurt /Oder die Grenze zu Polen, wechseln Euros in Złoty, erleichtern uns noch einmal von unserem letzten Westkaffe (ohne Deix diesmal) – und stehen Augenblicke später im Stau. Wir haben heute vor, bis knapp an die litauische Grenze zu fahren, Augustów haben wir als Wunschziel ins Navi eingegeben. Das sind rund 850 Kilometer und etwa zehneinhalb Stunden. Folgerichtig prophezeit uns unser Wegweiser eine Ankunftszeit um zirka 19 Uhr. Da hört der Spaß sogar mit Lala und Blabla auf, wenn man schon direkt nach Grenzübertritt steht, anstatt zu rollen. Aber rollen ist hier nicht möglich, hier wird die Autobahn gebaut, auf mindestens 17 km geht es hier in jede Richtung nur einspurig. Und weit und breit nichts als LKW, einer hinter dem anderen und wir mittendrin. Wenn jetzt einer steckenbleibt ist absolut Schicht in der Röhre, da kommt nichts und niemand mehr durch. Im Schritttempo geht es dahin, unter Brückentorsi hindurch, im Slalom vorbei an STRABAG-Bauhütten, durch Ortschaften, die keine Madonna und kein Papst vor diesem Irrsinn bewahrt haben. Kurz vor 12 Uhr dann die Erlösung: eine echte Autobahn – und was für eine: brandneu, piekfein und, weil der Stau hinter uns seinen Inhalt nur zögerlich freigibt, nur dünn befahren. Jetzt wird Polen zum Vergnügen. Wir rollen dahin, feine Musik aus der Konserve im Ohr und Urlaubsgefühle im Leib. Wie man diese Luxuspiste finanziert, wissen die Polen allerdings auch: dreimal knöpfen sie uns an Mautstellen 13 Złoty ab, da sind wir noch gut bedient, denn die nächsten vier oder fünf Mautstellen sind noch nicht in Betrieb. Also, wer sich auf die Autobahn in Richtung Poznań begibt, sollte in Zukunft ausreichend Kleingeld bereithalten.
Um 13:45 Uhr nehmen wir auf einem sehr gepflegten Parkplatz einen Imbiss und verlegen unser Tagesziel ein bisschen nach Westen. Der Stau hat uns im Plan fast eine Stunde zurück geworfen, und da wir kein Hotel gebucht haben, müssen wir damit rechnen, eventuell ein bisschen suchen zu müssen. Ein wenig Spielraum dient dabei trefflich der Urlaubsentspannung. Wir düsen beswingt vorbei an Poznań (Posen) in Richtung Warszawa (Warschau). Dann lassen wir Lódź (Lodz, Lizmannstadt) im Süden liegen, das ausgesprochen wie ein verschlafenes wudsch klingt, greifen zum Handy und lösen ein Versprechen ein, das wir Lothar gestern Abend gegeben haben: wenn wir in Łódź sind geben wir ihm ein Ständchen. Also wählen, „Klinke“ meldet es sich am anderen Ende und los geht’s: „Lothar, wir sind in Lodsch…“. Lothar sagt: „Barfuß“. Wir: „Nein, auf Pneus.“ Lothar bleibt unbeirrt: „Nein ihr müsst barfuß unterwegs sein, bei uns steht nämlich eure Schuhtasche“ … Ein Blick nach unten, die teuren Salomons am Fuß, die für alle Tage und auch fürs Wasser, geschlossen oder als Sandale zu tragen. Immerhin, es hätte schlimmer kommen können. Ein paar Schuhe für vierzehn Tage hatten wir auch noch nie. Die Fahrerin grinst und meint, dass es doch ganz gut war, dass sie sich zuhause noch kurzfristig entschlossen hatte, ein Paar Sandalen in den Koffer zu schmeißen, nicht in die Schuhtasche, weil die schon im Auto war. Sie hat also zwei Paar. Verräterin. Wie auch immer: Unsere Rückreise ist somit klar abgesteckt: Rietzneuendorf sieht uns schneller wieder als geplant.
Als ob die Schuhsache nicht schon genug Albtraum gewesen wäre, endet kurz hinter wudsch die Autobahn. Wir holpern ab nun auf sogenannten Hauptstraßen Richtung Hauptstadt, von Hof zu Dorf, von Dorf zu Anwesen, von Anwesen zu Einsiedelei, von grauem Elend zu elendem Grauen. Und jetzt sind sie alle wieder da, wie hinter der Kulisse zu unserem Spott hervor gezogen, die LKW, einer hinter dem anderen und wahrscheinlich alle vor uns. Sie alle wollen nach Warszawa, der Hauptstadt ohne Verkehrsanbindung, eine europäische Hauptstadt, die nicht mit einer Autobahn an den Westen angebunden ist, eine Hauptstadt, die mit der Pony-Post beliefert wird. Wir sind sprachlos, wir schütteln nur noch den Kopf, jetzt allerdings nicht mehr zur Musik. Wozu hatten die denn 27 Jahre einen Privatpapst, wenn der ihnen nicht mal eine ordentliche Asphaltpiste bei seiner Obrigkeit in Auftrag geben konnte? Gut, dass wenigstens die UEFA ein Einsehen hatte und Polen und die Ukraine mit der Fußball-Europameisterschaft 2012 beglückte, sodass jetzt der Rubel, Verzeihung, der Złoty und der Euro fließen, um die Hooligans aus ganz Europa staufrei an die Thingplätze zu karren. Soll einer sagen, Fußball wäre nicht völkerverbindend.
Um 15:45 Uhr biegen wir westlich von Warszawa nach Norden ab, überqueren wenig später bei Wyszogród die Wisla (Weichsel), wenden uns, auf der 62 erst an der Wisla, später an der Narew entlang, wieder gen Osten, schwenken bei Serock auf die 61 nach Norden, immer die Narew als Begleiter, nach Ostrołeka und in Richtung Lomźa. Es ist eine Sightseeing-Tour durch östliches Elend. Polen besteht im Speckgürtel rund um Warszawa eigentlich nur aus morbiden Dörfern, landwirtschaftlichen Großbetrieben, Industrieanlagen und verfallenen Ansiedlungen mit Schrottdesign im Hof. Hier ist nichts hübsch, hier ist nichts zurecht gemacht, hier blättert alles, hier bröselt alles, hier ist alles grau und trist. Die Menschen sind schlampig und grau, zerfurcht und verhärmt. Entlang der Straßen stehen diese Menschen an Autos und verkaufen Obst, einer neben dem anderen, viele werden die paar Złoty dringend brauchen. Von europäischem Wohlstand ist man hier noch Jahre entfernt. Es kommt uns vor, als hielten die Geister der Vergangenheit die Hand hier noch immer fest geschlossen um die Menschen und das Land. Das abscheulichste Loch ist Ostrołeka, ein unsäglich hässliches und stinkendes Kaff, das komplett von offen geführten, maroden Gaspipelines durchzogen ist; wo man hinsieht Pipelines, und die Straßen scheinen nur von Löchern zusammen gehalten zu werden. Welche Hoffnungen haben wohl Menschen, die so etwas ihre Heimat nennen müssen? Welche Träume hat man, wenn man nichts als Pipelines sieht, welche Gas vorbeipumpen, ohne auch nur einen Złoty für sie abzuwerfen?
Doch ganz allmählich wandelt sich die Szenerie je weiter wir in den Nordosten Polens vordringen. Der Blick aus dem Autofenster nimmt zunehmend Erfreulicheres auf, die strukturlosen und maroden Baukörper entlang der Straße gruppieren sich allmählich zu einer Art Dörfer, die Farben werden heller und frischer, die Fruchthändler entlang der Straße machen einen entspannten Eindruck, aus Blechdächern werden Ziegeldächer und sogar die Straßen werden achsenfreundlicher. Wir streifen die südlichen Ausläufer von Masuren, einem Gebiet, das einst ostpreußisch war und das die deutschen Strukturen über die Jahrzehnte in seiner Grundsubstanz erhalten hat. Ganz unspektakulär sind wir in eine andere, vertraute Welt geglitten.
Schon zuhause haben wir uns bei booking.com in Frage kommende Hotels (drei Hunde!) hier im Nordosten Polens herausgesucht. Wir beschließen, es im Hotel Zbyszko in Nowogród, knapp 15 Kilometer nordwestlich von Lomźa zu probieren. Es ist bereits kurz nach 18 Uhr, als wir den Alptraum Ostrołeka hinter uns gebracht hatten. Bis ins anvisierte Ziel Augustów wären es noch immer 140 Kilometer, und das auf diesen Straßen. Nach Lomźa sind es nur noch knappe 40 Kilometer.
Und tatsächlich haben wir Glück. Das Zbyszko (N 53° 13' 25.73", E 21° 51' 26.82") hat zwei Zimmer für uns frei, allerdings müssen wir auf das Restaurant verzichten, weil heute zwei Hochzeiten gefeiert werden und alles belegt ist, aber, so bietet uns die freundliche Empfangsdame an, man würde uns selbstverständlich, wenn wir es wünschen, auf unseren Zimmern servieren. Wir wünschen und sind nach 610 Kilometer ab Frankfurt erst mal wunschlos glücklich. Es ist 19 Uhr und gerade richtig für einen kleinen Spaziergang mit unseren Käfigtigern.
Entlang der Narew schlendernd, die hier, aus Weißrussland kommend, noch ein beschauliches Flüsschen ist, sind wir froh, diesen langen Tag zu einem guten Ende gebracht zu haben; Herbergssuche wäre das Letzte gewesen, was wir heute noch gebraucht hätten. Auch unsere Hunde sind nach diesem langen Tag ziemlich abgedreht und kaum unter Kontrolle zu kriegen. Ein alter Bunker als Brückenkopf an der Narew wirft uns wieder in die schwarzen Tage jenes rabenschwarzen 20. Jahrhunderts zurück. Egal, wohin man seinen Fuß setzt, in die Normandie oder die Bretagne ganz im Westen oder eben hier, weit im Osten, überall gemahnen unerschütterliche Zeitzeugen an die Tollwut eines ganzen Jahrhunderts.
Zurück im Hotel greifen wir zur Speisekarte, picken uns ein paar interessante Angebote heraus, dazu ein bisschen Wasser und Bier, schieben zwei winzige runde Beistelltische in einem Zimmer zusammen und lassen uns wie die Fürsten bedienen. Die Sitzpositionen sind gewöhnungsbedürftig, aber die Speisen ohne Tadel. Wer sich einmal in dieser Ecke Polens herumtreibt, macht mit dem Zbyszko nichts falsch. Die Nacht ist trotz der Hochzeiten ungestört, und so schlummern wir zufrieden der letzten Etappe unserer Anreise entgegen, wir haben immerhin nochmal etwas über 500 Kilometer vor uns.
Sonntag, 12. Juni 2011
Es ist Pfingstsonntag, für die gläubigen Polen hoffentlich ein Grund, sich in die Kirchen zu stürzen und uns die Straßen zu überlassen. Nach einem ziemlich perfekten und umfänglichen Frühstück (und natürlich einer Morgenrunde für die Hunde) starten wir um kurz vor halb neun bei einem spärlich bekleideten Himmel in Richtung Nordosten und Augustów. Die 61 am südöstlichen Zipfel von Masuren vorbei ist eine herrlich gerade und heute, wie erhofft, kaum befahrene Straße. Und wie schon gestern angedeutet, werden die Ortschaften immer heimatlicher und aufgeräumter. Die Straßen sind gesäumt von Menschen im Sonntagstuch auf dem Weg zur Messe – hier wird zu Fuß gegangen, entlang der Straße, immer in kleinen Grüppchen. Dass die Polen die vermutlich unerschütterlichsten Katholiken Europas sind, hat sich herumgesprochen, aber dass sie ein Großteil der EU-Subventionen in Kirchenbauten ausgeben, erstaunt uns doch: hier oben hat fast jede Ortschaft eine nigelnagelneue Kirche, meist im Designerstil, topmodisch, mit viel Glas und gewundenen Türmen und was das Architektenhirn noch so alles absondert, wenn es nach Höherem strebt und ihm kein Einhalt geboten wird. Wir ertappen uns bei der Frage, wie viele Autobahnkilometer für die Anbindung der Hauptstadt hier der Verehrung des Herrn geopfert wurden. Neben dieser Landesausstellung von topschicken Klerikalbauten muss allerdings auch erwähnt werden, dass die polnischen Menschen hinter diesem Feuerwerk von Design und Chic stark hinterher hinken. Die Männer sind ländlich robust gekleidet, heute, wie gesagt, in ordentlichem, wenn auch altbackenem Tuch, sonst eher in Großraumhosen Marke Fliegerseide und Pyjama und mit Unterhemd. Dieser Eindruck scheint über alle Altersgrenzen hinweg zuzutreffen. Anders verhält es sich mit den Frauen, die offenbar nach der Heirat eine Talfahrt hinter sich bringen, die sich gewaschen hat: in jungen Jahren häufig sehr attraktiv und rank, dann mit Fettsteiß und viel zu kurzem Rock und am Ende nur noch verwüstet. Es macht keinen Spaß, der Erfüllung von Klischees beizuwohnen.
Kurz nach 10 Uhr durchqueren wir Suwałky, einem von Wasser umgebenen und von Wasser durchzogenen Touristenort, überall Seen, Kanäle, Boote, Kähne, Wasserrutschen und Glasfronten. Weiter geht es auf der bestens ausgebauten 8 in Richtung litauische Grenze. Kaum eine Biegung stört unseren Fortschritt, es geht genauso geradeaus wie in den USA, nur nicht so weit. Die sozialistische Vergangenheit hat die Achterbahnen, wie wir sie aus Deutschland kennen, wirksam verhindert. Wo es keinen Bauern gibt, der den Mumm hat, sich schützend vor seinen Grund und Boden zu stellen, gibt es auch keinen Grund, Kurven einzubauen, wenn nicht natürliche Hindernisse dazu zwingen. Und auch heute scheint die bürgerliche Protest- und Widerspruchskultur noch nicht so gereift zu sein, dass dem Straßenbau à la Amazonien Einhalt geboten würde. Uns kann es nur recht sein, und wenn die Polen nichts dagegen haben, erst recht. Dennoch bleibt eine Ahnung, dass der Grad der Freiheit eines Volkes an den Geraden und Wendungen seiner Landwege zu vermessen ist.
Kurz vor der litauischen Grenze steht am rechten Straßenrand ein Polizeiauto, hinter dem hervor wir Herannahenden von einem Polizisten mit Fernglas ins Visier genommen werden. Es ist immer noch ein ungutes Gefühl, hier im ehemaligen Ostblock, so in Augenschein genommen zu werden; die alten Reflexe stellen sich sofort ein. Aber wir dürfen passieren, nur Hermann hinter uns trifft es. Er muss raus, an den Straßenrand, und wir fahren nach wenigen Metern ebenfalls rechts ran. Was wollen die von ihm? Außer uns keine Menschenseele unterwegs, aber die stehen da und holen einen raus. Vielleicht ist es ja der neue VW-Multivan, der sie misstrauisch macht. So etwas wird schon gerne mal geklaut, unser heruntergekommener KIA ist da weniger gefährdet. Also müssen wir die Herren vielleicht sogar loben. Sie diskutieren, quasseln, gestikulieren – und nach drei Minuten ist alles vorbei, wir überqueren die Grenze nach Litauen um kurz vor 11 Uhr bei Kalvarija. Gleich hinter der Grenze nehmen wir uns eine Pinkelpause und erfahren von den Aufgebrachten (im Sinne von Gekaperten), dass der ältere Polizist, dem Nachwuchs eine Übungseinheit zukommen ließ, was er zu sagen und zu tun, zu beachten und zu kontrollieren hat. Na, fein, haben sich Hermann und Annemarie eben mal schnell um die Ausbildung der polnischen Straßenpolizei verdient gemacht.
Jetzt also Litauen. Die Via Baltica (E67) ist ein Traum, ausgebaut, wie nur wenige Straßen im ADAC-Land, breit und erschütterungsfrei. Das Land ist plötzlich weit und aufgeräumt, von einer irritierenden Klarheit die Luft. Dieses Litauen fühlt sich an, als wenn man von einer lindgrünen Krankheit heimgesucht würde, von der man nie genesen will. Wir bekommen einen verklärten Blick, und wenn wir nicht ein klares Ziel hätten, nämlich unsere Bonti in Rīga zu besuchen, wären wir wohl hier irgendwo auf der Strecke geblieben.
Dienstag, 14. Juni 2011
Am Freiheitsdenkmal werden wir so noch Zeuge einer Gedenkfeier mit Gardesoldaten, Volksmusik und Volkstänzen. Am 14. Juni gedenken die Letten der 15.000 im Jahre 1941 von den Russen nach Sibirien entführten Mitbürger: Beamte, Oppositionelle, Militärs. Hier tobt kein großes Volksfest, hier feiert ein Volk sein Gedenken.
Kurz vor 12 Uhr verabschieden wir uns im Herzen von Rīga und gehen zurück ins Hotel. Wir packen, zahlen, checken am Hotelcomputer wieder mal unsere E-Mails (man hat ja heutzutage das Gefühl, man lebe nicht, wenn man nicht wenigstens einmal täglich seine Spam-Mails entsorgen kann) und checken aus. Und dann warten wir auf Ieva und ihre Mama. Ievas Mama will uns nämlich unter keinen Umständen aus Rīga entlassen, ohne uns mit einem Paket Insidertipps versorgt zu haben. Gegen 13 Uhr ist es dann soweit: Mama kommt. Wir sitzen in der Grünanlage des Hotels auf Holzbänken und Mama versieht unsere Lettlandkarten mit gelben Zeichen und Strichen, folgt Straßenverläufen und entwirft Verläufe, wo keine Straßen sind. Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass wir unseren Lettlandaufenthalt beleidigend kurz geplant haben. Dabei sind doch zwei Wochen mit einem Paar Schuhe schon genug der Herausforderung…
Um 14 Uhr geleitet uns Ieva hinaus nach Lielvārde, etwa 50 Kilometer südöstlich von Rīga. Dort draußen liegt das Ferienhaus von Ievas Familie, in dem sonst Ievas Opa lebt, doch der Opa ist 85 Jahre alt und lebt derzeit krankheitsbedingt bei seiner Schwester in Rīga. So haben wir ein ganzes Ferienhaus mit Garten, direkt an der Daugava gelegen, für uns. Direkt an der Daugava bedeutet genau dies: durch den Garten, über einen Trampelpfad und schon plätschert die Daugava in vielen kleinen Buchten ein freundliches „Willkommen“. Dieser Fluss ist mächtig breit hier, deutlich über einen Kilometer jedenfalls. Wenn man bedenkt, dass es Deutschlands Symbolstrom, der Rhein, am Ende seiner Reise durch Deutschland, an der Rheinbrücke in Emmerich gerade mal auf 500 Meter bringt, macht dieser Blick über die Daugava richtig Eindruck.
In der Datscha ist alles für uns gerichtet. Aber diese Unterkunft ist nicht irgendeine Datscha, sondern das Zuhause eines sehr berühmten Letten. Ievas Opa, Uldis Zagata, war einst ein begnadeter und gefeierter Tänzer, später Mentor und Förderer lettischer Volksmusik und des lettischen Volkstanzes, viel geehrt und hoch dekoriert. Und dieser berühmte Opa begegnet uns hier auf Schritt und Tritt von den Wänden und Regalen und wacht darüber, dass wir sein Reich nicht entweihen. Für den Aufenthalt in diesem Heiligtum hat uns Ievas Mama noch Vorräte für drei Familien und vier Wochen eingepackt und mitgegeben, sodass wir womöglich mehrere Naturkatastrophen oder Tartareneinfälle überstehen könnten, ohne das Haus verlassen zu müssen.
Nachdem wir die Zimmer notdürftig bezogen hatten, verlassen wir mit Ieva natürlich trotzdem das Haus, schließlich wollen wir nicht unsere Überlebenshärte testen, sondern etwas vom Land sehen. Wir schlendern die Daugava flussauf bis zur etwa drei Kilometer entfernten Burgruine des lettischen Volkshelden Lāčplēsis, dem Bärentöter, der sich aber eher tapfer an den Deutschen abarbeitete und trotz herkulischer Heldentaten am Ende zusammen mit seinem Erzfeind, dem Schwarzen Ritter, in der Daugava versank, von dannen er auferstehen und das lettische Volk befreien wird. Die Sage von Lāčplēsis ist nicht minder triefend und verschmockt als unsere Nibelungensage und wer mehr darüber wissen möchte, kann sich hier an der Daugava einen Eindruck verschaffen.
Nach einigen Badestopps für die Hunde sind wir gegen 18 Uhr wieder zurück und nachdem uns Ieva wieder verlassen hatte, gehen wir zu Fuß in den Ort, ins Restaurant Panna, einem typischen Selbstbedienungsrestaurant, lassen es uns schmecken und gut gehen. Anschließend lassen wir den Tag auf unserer Gartenterrasse bei einer wohltemperierten Flasche Wein ausklingen – und machen bereits kurz nach 22 Uhr die Lichter aus. Draußen ist es noch immer nordisch hell.
Aus Wettersicht war der heutige Tag eher durchwachsen, meist bedeckt und windig und gelegentlich regnerisch. Nun ja, wir sind ja nicht an der Costa Brava. Obwohl: der Bärentöter war schon ein recht Brava – was sich so ein mit Eindrücken befrachtetes Hirn im Übergang zum Schlaf alles zusammenspinnt …
Mittwoch, 15. Juni 2011
Um 8 Uhr sind wir alle aus den Betten, frühstücken – und beschließen, heute einen Tag des Herrn zu zelebrieren: nichts steht auf dem Programm. Vor allem die Hunde wollen wir etwas zur Ruhe kommen lassen. Sie genießen es wie wir, einfach nur im Garten herum zu lungern, auch wenn es anfangs noch dicht bewölkt ist. Später zeigt sich dann doch die Sonne und wir dösen, lesen, stöbern in den Reiseführern, Karten und Mamas Skizzen. Am späten Nachmittag fahren wir zum nächsten Supermarkt und vervollständigen Mamas Einkäufe, machen uns einen Berg Spaghetti Aglio & Olio, die wir auf der Terrasse genießen, obwohl es inzwischen ziemlich frisch und windig geworden ist. Mit Wein, Bier und lettischem Wodka plaudern wir uns durch den Abend bis um 23 Uhr. Dann ist dieser Tag des dolce far niente auch schon wieder Geschichte.
Donnerstag, 16. Juni 2011
Wir fahren weiter an der Rīgaer Bucht entlang nach West/Nordwest, Ziel: Ragaciems. Wer trotz höherer Schulbildung und plagiatfreier Dissertation noch nie in seinem Leben von diesem Ort hörte, muss sich dessen nicht schämen. Ievas Mama legte uns diesen unscheinbaren Flecken ans Herz, nicht wegen seiner landschaftlichen Reize oder seiner historischen Bedeutung, nein, hier gibt es den besten Räucherfisch weit und breit. Knapp 30 Kilometer pflügen wir durch Wasserlachen bis zu jenem Markt, stürzen uns durch die Sintflut an die Verkaufswagen und –stände und kaufen Fisch, Fische, die wir nicht kennen, deren Namen uns ratlos machen und die wir auch nicht übersetzt bekommen, weil das Personal ausnahmslos russisch spricht, und lettisch mitunter, sonst aber nichts, Sprachen, die uns wiederum nur ungenügend von der Zunge gehen. Das macht aber nichts, denn schließlich reicht es ja, wenn uns heute Abend der Fisch auf der Zunge zergeht.
Es ist 12:30 Uhr und noch zu früh, um nach Hause zu fahren, selbst bei diesem apokalyptischen Regenwetter. Es kann ja immer noch besser werden und wer aufgibt, hat schon verloren. Weil wir schon in der Gegend sind, beschließen wir, Ievas Mama zu folgen und Tukums anzusteuern, knappe 25 Kilometer südwestlich im Landesinneren. Tukums ist eine Kleinstadt, die schon vor 1000 Jahren von den Liven bewohnt wurde, die hier Bernsteinhandel betrieben. Und überall, wo mit Edelsteinen und Geschmeide gehandelt wurde, stellte sich auch der Reichtum und die diesen liebende Gesellschaft ein. Demzufolge gibt es in Tukums und Umgebung einige sehr schöne und zum Teil gut erhaltene Schlösser zu sehen, in Tukums selbst der Turm einer Ordensburg. Als wir jedoch gegen 13 Uhr Tukums erreichen, schüttet es immer noch so aus Eimern, dass uns selbst so deutschtümelnd anheimelnde Anwesen wie Gut Schlockenbeck (Šlokenbekas muiža) und Schloss Neu-Mocken (Jaunmoku pils) nicht aus dem Wagen zu locken vermögen; wir bleiben hocken, vorbei an Neu-Mocken, die Nase wieder nach Südosten, Generalrichtung Rīga. Es kann uns nicht viel schocken und noch weniger schlocken, aber Sightseeing, wenn die Sight die eines Aquarienfisches ist, überfordert auch unsere touristische Neugierde.
Als wir um 16:30 Uhr wieder in der Datscha in Lielvārde eintreffen, zeigt sich die Sonne wieder und tanzt auf den Wellen der Daugava. Tolles Timing!
Um 19:30 Uhr gesellen sich Ieva und Kalvis zu uns und wir schwelgen in den kulinarischen Offenbarungen Lettlands: Lāči-Brot, Räucherfisch, so gehaltvoll, dass sogar dem Brot die Luft wegbleibt, Hanfbutter (man muss das Zeug nicht rauchen, aber von Butter wird man nicht high), Bratkartoffeln und Kräuterquark. Danach müsste man eigentlich die Daugava zweimal durchschwimmen, was wegen des angelagerten Fettes ein Leichtes sein dürfte, wegen des beigesteuerten Alkohols aber besser zu unterbleiben hat. Der einzige Wermutstropfen an diesem Abend sind die immer noch tropfnassen Schuhe des Chronisten, der die Erfahrung machen muss, dass ein Paar Allround-Schuhe mitunter mindestens ein Paar zu wenig sind, denn bei jetzt zwar blank gefegtem Himmel, aber nur 10° C, überlegt man sich schon, ob man barfuß in der Laube sitzt.
Freitag, 17. Juni 2011
Das lettische Wetter hat sich wieder auf seine eigentliche Aufgabe besonnen, nämlich der, den Touristen ein angenehmer Begleiter zu sein und ihnen Freude zu bereiten. Gegen 10 Uhr konstatieren wir weiß-blaues Bayernwetter und gute 16° C. Auf unserem Besichtigungsprogramm steht heute Sigulda, 50 Kilometer Luftlinie nordöstlich von Rīga und ebenso weit nördlich von unserer Datscha in Lielvārde. Siguldas Geschichte reicht ebenfalls weit über 1000 Jahre zurück. Wegen seiner reizvollen Lage oberhalb des Flüsschens Gauja und als Tor zum Gauja-Nationalpark wurde es schon zu Zeiten der russischen Zaren ein beliebter Ferienort. Die bekanntesten Attraktionen sind heute das Neue Schloss, das Ende des 19. Jhd. vom Grafen Kropotkin als Sommerresidenz erbaut wurde und heute ein Sanatorium ist, die Ordensburg, eine der ersten Burgen, die im 13. Jhd. vom Deutschen Orden außerhalb Rīgas erbaut wurde und von der heute nur noch eine Ruine übrig ist. Auf der anderen Flussseite liegt Krimulda, einerseits eine Burgruine aus der ersten Hälfte des 13. Jhd., eine Burg, die für den Bischof von Rīga erbaut wurde und 1601 von den Schweden geschliffen wurde, andererseits das klassizistische Schloss Krimulda, Mitte des 19. Jhd. erbaut und lange Zeit im Besitz der Familie Lieven, heute ein Reha-Zentrum. Außerdem finden Liebhaber des Wintersports hier noch eine Bob- und Rodelbahn, auf der internationale Wettkämpfe ausgetragen werden.
Das alles interessiert uns erst mal nicht, unser Ziel ist Turaida, das Museumsreservat mit Burgruine. Im 16. Jhd. entstand hier das Landgut Turaida mit einer Holzkirche, allen Wirtschaftsgebäuden, von Gärtnerhaus über Schmiede, Wagnerei, Fischerei, Ställe, Kornkammer und alles, was man eben so braucht, alles bestens renoviert und funktionsfähig. Im Anschluss daran erstreckt sich der Liedergarten, in dem der Bildhauer Indulis Ranka in 26 Skulpturen der Volkskunst und den Volksliedern des lettischen Volkes steinerne Denkmäler setzte. Einer der
beliebtesten Treffpunkte der Touristen, aber auch junger lettischer Paare ist die Gedenkstätte für die Rose von Turaida aus dem frühen 17. Jhd. Auf dem Grabstein der Rose von Turaida, einer schönen jungen Frau namens Māja, stehen die Jahreszahlen 1601-1620. Der Erzählung nach soll sie sich mit 19 Jahren in den Gärtner Viktor aus der Umgebung verliebt haben. Der polnische Offizier Adam Jacubowski fand ebenfalls Gefallen an der Schönen, aber weniger daran, dass die sich für den Gärtner entschieden hatte, weshalb sich der Pole für eine neue Krimivariante entschloss, in der ausnahmsweise mal nicht der Gärtner der Mörder ist, sondern der Offizier. Der Gärtner hatte nur noch das Nachsehen und die Bürde, die Leiche seiner schönen Geliebten mit durchschnittener Kehle in einer Höhle zu finden. Dass diese romantische Herz-Schmerz-Geschichte vermutlich einen wahren Kern hat, lassen Dokument erahnen, die Mitte des 19. Jhd. im Rīgaer Schloss gefunden wurden und die von einem Aufsehen erregenden Mordprozess in der Gutmannhöhle nahe Turaida berichten.
Wir wenden uns von der Rose von Turaida ab und der Hauptattraktion der Anlage zu, der Burg von Turaida mit ihrem 38 Meter hohen Nordturm. Albert, der Erzbischof von Rīga, ließ die Burg 1214 errichten, wo die hölzerne Burg der Liven gestanden hatte; Siegerarchitektur auf erzbischöflich. Mit roten Ziegeln und in gotischem Stil wurde sie, weithin sichtbar, in die Landschaft geprotzt. Ende des 18. Jhd. fiel sie einem Großbrand zum Opfer und wurde erst 1976 wieder völlig hergestellt. Die Anlage ist tatsächlich beeindruckend. Immer in Zweiergruppen besteigen wir den Turm, während das zurückbleibende Zweierlei die Hunde hüten muss. Von dort oben hat man einen atemberaubenden Ausblick auf das Tal der Gauja und den Liederpark. Tourismus hin, Volkskitsch her, die Burg von Turaida (Turaidas pils) sollte man als Lettlandreisender gesehen haben. Wir kaufen im Turm noch kleine Touristendevotionalien, einen lettischen Anhänger für die Dame und lettische Volksmusik für den Herrn, spazieren ausgiebig und entspannt durch den Liedergarten, ruhen an Seerosenteichen und bewundern die Schmiede bei der Arbeit (wer will, kann sich ein Glückshufeisen selber schmieden), genehmigen uns noch einen Kaffee mit Kuchen und ziehen anschließend weiter zum Neuen Schloss.
Samstag, 18. Juni 2011
Der Samstag steigt grau, dick bewölkt und ungastlich aus den Federn. Wenn sich der Himmel von Lettland einbildet, einen kleinen bayerischen Spähtrupp mit solch unzulänglichen Hausmitteln von seinem Vorhaben abzubringen, ist er zwar dick ein-, aber gründlich falsch gewickelt. Wir haben vor, Mamas Reisevorschläge so gut es geht zu beherzigen und nochmal den Osten im Visier.
Die Daugava flussauf fahren wir auf der A 6 bis Plavinas, wo die Daugava sich südwärts wendet und wir, nun auf der P 37, uns nordwärts ausrichten und dem Flüsschen Aiviekste folgen. Über die Provinzstadt Madona, die vermutlich deshalb so trist ist, weil ihr für mehr Pomp und Spektakel das zweite „n“ fehlt, erreichen wir kurz vor Mittag und nach gut 130 Kilometern das Städtchen Cesvaine. Der Ort selbst ist unbedeutend, aber auch hier gibt es wieder ein Schloss, ein Jagdschloss diesmal. Wir zitieren aus Faulheit und weil man es selber kaum besser machen kann aus unseren zweiten Reiseführer: Lettland von Dumont, der übrigens weder in Wort noch in Bild von einem Fotografenhügel in Sigulda berichtet, obwohl er ebenfalls 2009 erschienen ist und seither nicht, schon gar nicht komplett, aktualisiert wurde. Dafür erwähnt der Lettlandführer für Individualreisende Cesvaine nicht einmal. Nun gut, weiß man in Zukunft, auf wen man bauen darf. Also
ordentlichen Anschiss zu kriegen, als plötzlich der Verwalter aus seinem Haus tritt. Doch keine Spur von Zurechtweisung wegen unserer Neugierde, im Gegenteil, er nimmt sich Zeit, erklärt uns das Hinterste und Vorletzte, fordert uns auf, alles zu fragen, was uns auf den Herzen brennt und ist nichts anderes als freundlich. Nur als er uns nach dem Schlosspersonal befragt, ob wir denn freundlich umsorgt, geleitet und geführt worden seien, müssen wir lügen, warum sollten wir das Personal auch in die Pfanne hauen? Nein, wir sind überhaupt nicht begrüßt worden, nicht mal ein Gruß wurde uns entbracht, gefragt, geleitet und was sonst noch in deren Arbeitsplatzbeschreibungen stehen dürfte, hat uns niemand. Genau genommen wurden wir ignoriert, wie man Touristen eben gerne ignoriert. Bei einer Besucherzahl, die man an drei Händen abzählen könnte, ist das auch eine Manifestation. Wir loben sein Personal und versichern, dass wir uns gut aufgehoben fühlen und denken uns, er soll sich selber ein Bild von der faulen Bande machen. Aber wahrscheinlich weiß er nur zu genau, warum er die Besucher fragt, und ebenso wahrscheinlich weiß er, dass wir lügen wie die Nachfahren des Freiherrn von Münchhausen, der übrigens hier, in Lettland, ein paar Jahre im Dienste der russischen Armee verbrachte.
Kurz vor 13 Uhr machen wir uns wieder davon Richtung Vecpiebalga (ca. 45 Km). Dazu müssen wir zurück bis Madona und dann auf der P 30 nordwestlich nach Vecpiebalga. Unterwegs machen wir Rast in einer Kafejnīca. Wenn wir gewusst hätten, was uns jetzt bezüglich der Straßenverhältnisse bevorsteht, hätten wir wohl auf den Imbiss verzichtet. Vecpiebalga hat seine Zukunft längst hinter sich, es gibt keinen Grund, diesen Flecken anzusteuern, es sei denn Ievas Mama hätte ihn gelb markiert, aber nicht weil sie uns den Ort empfehlen wollte,
sondern weil sie uns den dort liegenden Alaukst-See (Alauksts ezer) ans Herz legen wollte. Man tut sich einen Gefallen, wenn man es in diesem Landstrich nicht eilig hat. Dass liegt zum einen daran, dass er von zauberhafter Schönheit ist und zum anderen, weil man sonst einen Achsbruch riskiert. In Vecpiebalga irren wir ein wenig umher, bis wir Mamas Handskizze auf die örtlichen Verhältnisse umsetzen können, finden dann aber eine bucklige Zufahrt zum See. Etwa auf N 57° 25’ 41‘‘ und E 25° 48‘ 54.42“ stellen wir den Multivan am Wegrand ab und gehen zu Fuß zum See weiter. Vor uns öffnet sich eine Wiese mit einem Badepavillon am See, dahinter ein Steg weit in den See hinaus. Im Hintergrund hält sich ein zweistöckiges Wohnhaus, von dessen Balkon aus wir beobachtet werden. Der Steg vor dem Pavillon ist weit und breit die einzige Stelle, von der aus man in den See gelangen kann, weil der Rest völlig verschilft ist. Ein lauschiges Plätzchen, so viel muss man sagen. Nun gut, wir wollen unsere vierbeinigen Damen nur kurz zu Wasser lassen, damit sie sich den Staub aus den Roben spülen können und auch etwas vom Tag haben (Jagdschlösser und Herrenhäuser sind ja nicht ihre große Leidenschaft, auch wenn sie davon abstammen und als deren Wachpersonal gezüchtet wurden). Wird schon niemand etwas dagegen haben. Doch kaum betreten wir den Uferstreifen, kommt der Späher vom Balkon zu uns herunter, will wissen wer wir sind und was wir hier treiben. Wir klären ihn auf und er bietet uns sein Reich an: macht es euch gemütlich und bleibt, solange ihr wollt. Wir sind baff. Möglicherweise freut man sich
in dieser Einsiedelei über jedes Lebewesen, das keine Ente und kein Storch ist. Er zieht sich zurück und wir planschen mit den Mädels im See, eigentlich planschen nur die Mädels, die unermüdlich ihre Schwimmbälle retten müssen. Nachdem diese Übung zu einem kleinen Erschöpfungszustand der drei geführt hat, gehen wir in einem großen über Ost gerichteten Bogen um das Haus herum, um sie zu trocknen, bevor es wieder ins Auto gehen soll. Westlich des Wohnhauses stoßen wir auf einen Neubau, der noch ziemlich im Rohzustand ist, wo aber keiner dran arbeitet. Da müssen wir natürlich auch noch die Nase reinstecken; man will ja schließlich wissen, was Letten hier in dieser einsamen Gegend sich unter einem Ferienhaus vorstellen. Noch ein paar Schritte gen Norden ziehen wir, bis das Gelände und das Schilf keine neuen Erkenntnisse mehr versprechen. Und dann geschieht es! Während Hermann noch eine Stange Wasser im Schilf abstellt und Annemarie sich in einem für die Bauarbeiter aufgestellten Herzchenhäuschen erleichtert, die Chefin des Blues irgendwo dazwischen wartet und der Chronist schon weiter Richtung Auto gewandert ist, bricht von einem Anwesen jenseits von Hermanns Pinkelstelle ein mächtiges Gezeter los, dazu meldet sich auch noch ein Hund zu Wort, und nur Sekunden später scheppert ein VW Golf, der bei uns schon längst kein Kennzeichen mehr hätte, vor einer gewaltigen Staubwolke daher und auf uns zu, dem eine füllige Dame im Schürzenkleid entsteigt und Hermann mit russischen Vokabeln zuschüttet. Hermanns Russisch reicht nicht viel weiter als bis Na sdarowje und Do swidanja, aber der englische Wortschatz der Russin genügt für ein: wer, woher, wohin? Aus Deutschland kommen wir, Urlaub machen wir in Lettland und hier sind wir, weil uns dieser See als Juwel empfohlen wurde. Den Rest hätte er gar nicht mehr sagen müssen, schon Deutschland war das Schlüsselwort, das die Gesichtszüge der Russin in ein rundes Strahlen verklärte, sie dazu veranlasste, wie von Geisterhand einen Wodka aus dem Autowrack zu zaubern (gehört wohl hier in jedes Auto, wie bei uns das Warndreieck) und uns davon anzubieten. Es gelingt Hermann mit seinem urbayerischen Charme, ihr dieses Ansinnen auszureden, ohne sie zu beleidigen, weil wir doch noch eine ganze Strecke fahren müssten. Sie hat ein Einsehen und erklärt ihren Zorn damit, dass hier dauernd irgendwelches Gesindel herumlungert und aus dem Neubau Werkzeug klaut. Daher also weht der Wind, die Idylle hat also doch irdische Züge. Sie entlässt uns strahlend und nachwinkend. Das ist jetzt schon das dritte Mal an diesem Tag, dass wir wie die Heiligen Vier Könige willkommen geheißen werden, obwohl wir nichts als Gastgeschenk anzubieten haben. Was begeistert die Letten so an vier Deutschen auf Urlaubsreise? Zwar haben wir Deutsche den Letten deutlich weniger angetan als anderen Nachbarn, aber dass wir hier so gern gesehen sind, erstaunt uns doch. Als reisender Deutscher lernt man immer wieder, dass es freundlichere Gastgeber gibt als wir Deutsche es selber sind. Vielleicht ist das ja der Grund, warum viele Bürger anderer Nationen gerne zu Hause Urlaub machen und wir lieber ins Ausland fahren. Die Wahrheit ist, dass wir uns wahrscheinlich selber nicht ausstehen können. Und da wärmt es die Seele, wenn wir wenigstens von anderen gemocht werden.
Gegen 16:45 Uhr, verlassen wir den Alaukst-See in Richtung Lielvārde. Diesmal halten wir uns auf der P 33 südlich bis Ergli, dann weiter auf der P 78 bis Plavinas und anschließend auf der A 6 wieder zurück nach Lielvārde. Es ist ein Stoßdämpfer-Test für den Multivan, aber die Landschaft entlohnt jede Stauchung der Wirbelsäule mit einer neuen, unvergesslichen Vielfalt. Der Raps steht erst jetzt hier in voller Blüte, dazu riesige Felder mit blühendem Giersch, Lupinen und Riesenbärenklau. Ein unwirklicher Landstrich, weil es kaum Siedlungen gibt, höchstens einzelne Gehöfte, die unter diesem Bewuchs fast verschwinden. Und natürlich überall Störche, die ins Landschaftsbild gehören wie bei uns die Krähen.Frische Salate auf der Terrasse (lettisch)
Im Kühlschrank: Ungefiltertes Bier aus der Brauerei
Neue Kartoffeln (lettisch)
Chicken wings (lettisch)
4 verschiedene Salatsoßen, mit Kefir hergestellt (ich glaube, es war russischer Kefir)
Tomaten (lettisch)
In der Küche, Walderdbeeren
Lettische Süßigkeiten „Gotina“ (Milch-Sahne-Zucker), so eine Art Fudge
Dann folgte noch ein neuer Ausflugstipp und die Telefonnummern, unter denen wir noch weitere Genüsse bestellen könnten.
Das Paradies muss hier an der Daugava liegen!
Der Abend wäre auch ohne diese Nachlieferung nicht im Hunger erstickt, aber so ist er gerettet. Nur das Wetter macht wieder Zicken: den ganzen Tag Sonne Wind und Wolken, jetzt regnet es wieder. Immerhin – nachts kann man damit umgehen.Ringelreihen im Regen Es regnet in Strömen, die Daugava fließt dahin wie ein Stahlabstich. Um halb Zwölf fahren wir nochmal zu Lāči, um uns mit Brot und Süßigkeiten einzudecken. Auf der Wiese vor dem Laden tanzen Kinder in lettischen Trachten und zwar mit so viel Ernst und Freude, dass wir trotz des Regens stehen bleiben und ihnen Beifall spenden. Heute am Sonntag ist der Laden proppenvoll, aber wir bekommen, was wir wollen und fahren wieder zurück. Wir lassen uns zuhause nieder und schwelgen in süßen Stückchen von Lāči, mehr ist heute nicht mehr auf der Agenda. Es regnet, die Hunde freuen sich übers Nichtstun und wir, ehrlich gesagt, auch.
Den Abend verbringen wir auf der Terrasse, was nur heißt, dass es nicht mehr regnet, aber kalt ist es trotzdem. Die zentrale Frage des Abends lautet: was machen wir morgen? Eigentlich wollten wir noch in den Westen, nach Kuldīga oder gar noch weiter, an die Küste, nach Ventspils oder Liepāja. Doch das sind immer zwischen 200 und 240 Kilometer, einfach. Sollen wir uns das antun? Sollen wir die Mädels 500 Kilometer herum schütteln, um vielleicht eine Stunde irgendwo aufs Meer zu blicken? Übermorgen ist Abreisetag, da werden sie wieder stundenlang durchgeschüttelt und müssen geduldig auf ein gnädiges Ende warten. Als wir um 24 Uhr die Decken über uns ziehen, ist noch kein endgültiger Entschluss gefasst, aber der Trend geht zu: nein.
Montag, 20. Juni 2011
Was der Abend mit orangenem Licht versprach, macht der Morgen mit klarer Luft und 15° wahr. Es sieht nach einem schönen Abschiedstag aus. Beim Frühstück werden dann auch die letzten Entscheidungen zügig getroffen: keine Westküste! Wir sehen uns nochmal in Jūrmala um. Einer der Gründe ist auch, dass wir in diesem Touristenort sicher ein Reisebüro finden werden, wo wir uns auf einem Computer nach einer Bleibe in Polen umsehen können, denn wenn auch unser Aufenthalt in Lettland zu Ende geht, ist unsere Reise noch nicht zu Ende. Vernunftgründe allenthalben eben.
Um 9 Uhr starten wir und um 10:30 Uhr bedienen wir schon den Computer der Tourist Info, um uns nach einer Bleibe in Polen umzusehen. Eine knappe halbe Stunde später ist ein Hotel in Masuren gebucht und wir begeben uns auf Sightseeing durch Jūrmala.
Die Un-Gute Stube JūrmalasDa Jūrmala nicht sehr groß ist, erübrigen sich die Richtungsentscheidungen: wir marschieren vom Touristenbüro aus durch die Mitte, durch die Fußgängerzone, die Iomas iela hoch. Der erste Eindruck ist der, den man am wenigsten braucht: Touristenabzocke! Bars, Kneipen, Clubs, Strip-Lokale, Pizzerien, Dönerbuden, Fast-Food-Löcher, Souvenirläden, Ramschläden, Juwelierläden, Internet- und Zockercafés, das ganze Ensemble eben, welches einem nicht viel mehr als die Entscheidung zwischen Brechreiz und Fluchtreflex lässt. Doch dann plötzlich heimische, vertraute Laute: „Gleich drei Hovawarte!“ Der Sprecher dazu ist männlich, spätes Mittelalter und, wie sich gleich herausstellen wird, ehemaliger Hovi-Züchter, ehemalig, weil er sich von seiner Frau trennte und somit nur noch ein doppelter Ex ist, Ex-Ehemann und Ex-Züchter. Er hat jedenfalls Freude an unseren schicken Damen und wir an seiner
Die Weltkugel von JūrmalaKennerschaft, die den schaurigen Eindruck der Iomas iela wenigstens eine Nuance aufhellt. Am Ende der Fußgängerzone steht eines der Wahrzeichen Jūrmalas, die große rotierende Erdkugel, an der sich, laut Touristenprospekt, die Gäste traditionell fotografieren lassen. Also gut, machen wir das eben auch, allerdings lassen wir uns nicht fotografieren, sondern erledigen es selbst. Gleich im Anschluss an die Fußgängerzone erstreckt sich der Waldpark Dzintari mit seinen Bänken und Plätzen zum Erholen unter riesigen Kiefern. Dort schütteln wir unsere Beine aus, auch die Blasen werden abgelassn - und dann wird es für den Chronisten schweißtreibend. Zentrum des Parks ist ein gut dreißig Meter hoher Aussichtsturm, der dadurch besticht, dass er nur aus Stahlgitter und Glas besteht, für einen Höhenphobiker ein Endzeit-Szenario: kein fester Boden unter den Füßen und nichts Reelles zum Anfassen. Aber man ist kein Feigling, niemals, und was einen nicht abstürzen lässt, hält einen auf Kurs. Wir teilen uns also wieder in die schon aus Turaida bewährten Zweiergruppen; die eine steigt auf, die andere hütet unten die Hunde. Es kostet einen Höhenphobiker schon genug Überwindung, dort hoch zu steigen, aber wenn der Lohn der Angst Kiefernspitzen und ein ganz in der Ferne vorbei ziehender Frachter ist, dann wird aus Angst schnell Wut über die völlig unnötige Zumutung und man kommt in die Gefahr, sich dort oben wie Rumpelstilzchen selbst zu spalten. Da aber die Selbsttötung aus Angst vor dem Tod nur eine unzulängliche Lösung des Problems ist, lebt der Chronist noch immer und tut, was ihm aufgegeben ist: aufschreiben, auch, wenn es die eigenen Unzulänglichkeiten betrifft.
Die Gute Stube von JūrmalaWir wenden uns nun nach Norden, dem Strand zu und schlendern die Juras iela in westliche Richtung zurück, unserem Ausgangspunkt entgegen. Hier entfaltet Jūrmala seinen eigentlichen Charme, den eines gestandenen Badeortes: prächtige alte Häuser, Villen, Gartenhäuser, teils im Jugendstil, teils in landestypischer Tradition, frisch renovierte, modernisierte und etwas marode und morbide, die noch auf einen Investor warten. Hier atmet noch und wieder der Geist der letzten Jahrhundertwende, vor allem die alte Badeanstalt, ganz unten am Strand, erstrahlt seit 2003 wieder in ihrem morbiden Bäderglanz. Gleich gegenüber prunkt das Seepavillon, ebenfalls neu herausgeputzt, in dem schon der schwedische König Karl Gustav V.
Das alte Seebad
Die Schildkröte bewacht den Strand von Jūrmalaresidierte. Heute hält dort ein freundlicher junger Mann Wacht über den Strand, dass sich dort niemand aus Versehen mit seinem Hund ergeht. Sehr freundlich lässt er uns wissen, dass Hunde am Strand nicht erlaubt seien, er aber annehme, dass wir das sowieso schon wüssten. Aber natürlich wussten wir das und hätten auch gar keine Anstalten gemacht, diese heilige Meile zu beteten. Da war er ganz glücklich und zog sich zufrieden und freundlich lächelnd zurück. Nein, da kann man nichts sagen, sie verstehen ihr Handwerk hier; es gibt Weltregionen, und das sind die meisten, in denen sich ein solcher Hinweis anders anhört und einem Verweis gleichkommt. Man ist ja auch gar nicht böse, wenn man die Spielregeln kennt, und im weiten Umkreis des Strandes wird deutlich gemacht, dass nur zweibeinige Pinkler den Strand betreten dürfen. Die bezahlen ja auch viel Geld dafür, dass ihr Strand täglich gerecht wird, damit das Pfützchen, das sie klammheimlich hinein pinkeln, auch prächtig zur Geltung kommen kann. Wir versammeln uns um die große Schildkröte, ein weiteres Wahrzeichen Jūrmalas,
Finstere Aussichtendokumentieren unsere Anwesenheit und ziehen ab. Der Abzug, soviel sei angefügt, vollzieht sich nun ziemlich schnell, denn die Wolkenwand, die über die Ostsee herein zieht, lässt nichts Gutes ahnen. Hier unten, in der Nähe des Strandes und der historischen Prachtbauten, passieren wir Villen, die nicht so recht ins Bild passen wollen, es sind solche, die sich nicht zeigen wollen, die nicht mit ihrem Glanz Punkte bei Touristen sammeln wollen, es sind solche, die sich hinter Mauern ducken, von denen herab Kameras die Umgebung sichern. Von ihnen geht kein Leben aus, in ihnen ist kein Treiben zu ahnen und gerade deshalb ahnt man, was in ihnen getrieben wird. Hier residieren die neuen Herren Jūrmalas, die neureichen Herren Jūrmalas, die Russen, die Mafia. Ihnen gehören die meisten der Abzockerbuden in der Fußgängerzone, sie haben den Tourismus hier im Griff. Jūrmala ist nur ein anderes Wort für Kitzbühel, St. Moritz oder Ischgl.
Wir schaffen es gerade noch, uns eine Handvoll süßer Stückchen zu erstehen, bevor der Regen losplatzt, hinein in den Multivan und auf Nimmerwiedersehen brausen wir davon, wie der Platzregen daher braust. So eine Badeente kann man gar nicht sein, um Jūrmala nochmal anlaufen zu müssen.
Auf der Bugwelle des Gewitters surfen wir gen Lielvārde. Allerdings nicht auf direktem Weg, sondern auf dem Umweg über die Bäckerei Lāči. Hermann, der Süße, hat erhebliche Lücken in seinem Brot- und Leckereienbestand festgestellt, die, wenn nicht jetzt, wann dann, geschlossen werden müssen. Es gibt wahrlich Schlimmeres als einen Umweg über Lāči.
Ein letztes Bad in der DaugavaDer Regen schiebt uns weiter und voran, Blumen besorgen wir noch für Ievas Mama und gegen 16 Uhr sind wir wieder auf unserem Stammsitz an der Daugava. Da der Regen eine größere Pause macht und der Himmel sich blau über die Daugava wölbt, zieht es die Seepferdchen unter uns auf einen letzten Badegang in der Daugava, noch einmal Zwiesprache halten mit den trägen Wellen dieses behäbigen Flusses.
Um 19.30 Uhr gehen wir mit Ieva, ihrer Mama und Kalvis ins Restaurant Kante essen. Anschließend sitzen wir noch bis Mitternacht auf der Gartenterrasse, immer wieder begleitet von heftigen Regen- und Graupelschauern. Wir nehmen nicht leicht Abschied von unseren Gastgebern, die uns den Aufenthalt in Lettland zu einem Wellness-Urlaub machten. Die Herren und Damen von der Abschied von unseren herzlichen GastgebernWetterabteilung könnten da noch einiges dazulernen. Ob wir noch einmal hierher kommen werden? Gut denkbar, es gibt noch viel zu entdecken in diesem stillen und freundlichen Land an der hohen Kante Europas. Ja, doch! Und für unsere Hovawarte ist der Norden allemal eine würdevollere Option als der hitzebrüllende, lärmende und Hunden gegenüber häufig höchst unfreundliche Süden.
Wir lassen uns diese Option sehr weit offen und neigen zu einem Wortspiel: Lett it be (was ja nicht Lass es sein bedeutet, sondern Lass es geschehen). Oder mit Kaiser Franz gesprochen: Schau mer mal, dann seh‘n mer‘s scho…
Dienstag, 21. Juni 2011
Franzi kontrolliert die AbreisemodalitätenAbreisetage entziehen sich der üblichen Ein- und Wertschätzung, sie sind unvermeidlich und ungeliebt. Sie beziehen ihre Bedeutung aus dem flüssigen Abspulen von Zwangshandlungen, aus denen das Zwillingspärchen Putzen & Packen besteht. Dazu kommt noch Suchen & Finden, Sortieren & Ordnen, denn es ist ja schon erstaunlich, wie schnell man sich ein solches Haus untertan macht. Alarmstimmung herrscht in dieser Situation bei den Hunden, die keinen von uns aus den Augen lassen. Franzi löst das Problem für sich und auf ihre Weise: mit dem ersten Gepäckstück verschwindet auch sie im KIA und lässt keinen Zweifel daran, dass sie nicht gewillt ist, in dieser Datscha auszuharren, bis wir uns dereinst entschlossen haben würden, hier noch einmal vorbeizuschauen. Ach Franz, weil wir dich überall vergessen haben!
Um 10 Uhr rollt der Kleinkonvoi vom Hof, in der Hoffnung, dass Ievas Opa sein Haus bei seiner Rückkehr wiedererkennt. Doch bereits nach wenigen Minuten gerät die Abreise ins Stocken: die Alarmanlage! Haben wir sie nun scharf gemacht oder nicht? Zurück das Ganze, Alarmanlage scharf machen, das hatten wir tatsächlich vergessen. Aber jetzt… Nach uns die Sintflut - und vor uns auch, wie es scheint.
Wir fahren fürs erste auf derselben Route zurück, auf er wir gekommen sind. Um 14 Uhr machen wir zwischen Kaunas und Marijampolé (LIT) eine Rast und stärken uns für die Weiterreise. Das Wetter will sich nicht entscheiden, ob die Sonne oder der Regen die Oberhand bekommen soll. Bei Marijampolé pflügen wir dann durch jene Sintflut, die uns morgens schon schwante. Um 15 Uhr (14 Uhr MESZ) fallen wir wieder in Polen ein, gewinnen also eine Stunde. Weiter geht es über Suwałki nach Augustów. Hier biegen wir scharf nach Westen ab, auf der 16 nach Ełk (das frühere Lyck) – und befinden uns schon mitten in Masuren (nicht in den Masuren!). Selbst wenn man noch nie in dieser Gegend war, kommt sie einem irgendwie vertraut vor, vermutlich wegen der ostpreußischen Farbenpracht in MasurenHeimat- und Kriegsfilme, die ja mal Konjunktur hatten. Der Verkehr nimmt ab, die Landstraßen sind endlose Eichenalleen, Störche gibt es hier noch mehr als in Lettland und auch noch größere dazu, und überall Seen, ganze Seenlandschaften, dazwischen grellrote Klatschmohnwiesen und –felder. Die Sonne, die hier endlich das Regiment übernommen hat, tut das ihre dazu, dieses Land in satten Farben an uns vorbeiziehen zu lassen. Hinter Ełk geht es auf der 16 weiter stramm nach Westen. Mit Mikołajki (Nikolaiken) lassen wir offenbar eines der Zentren des Masurentourismus‘ hinter uns, und bald darauf sind wir in Kosewo, einem kleinen Flecken am Probergsee (Probark) und stellen die Triebwerke auf dem Parkplatz des Country Holiday Hotels (N 53° 49‘ 43‘‘ E 21° 23‘ 15‘‘) ab, 17 Uhr Ortszeit. Laue Luft umweht uns, 20 ° C verwöhnen unsere Lettland-gestauchten Seelen, nur wenige Meter weiter plätschert der See leise gegen ein völlig menschenleeres Ufer. Raunt da jemand „So zärtlich war Suleyken“?
Der Probergsee beim Country Holiday HotelWir checken ein und gewinnen den besten Eindruck: freundlich, sauber, alles tipptopp. Wir bringen uns und unsere Damen in Bewegung, machen einen kleinen Lockerungsspaziergang und lassen uns anschließend alle noch zu Wasser – ein Strand für uns allein! Das Abendessen nehmen wir auf der großen Terrasse des Hotels ein und haben auch daran nichts zu mäkeln, höchstens, dass es unter den gegebenen Umständen eine Schande ist, nur einen Tag hier zu bleiben. Aber wir müssen ja noch mal im Brandenburgischen übernachten, wegen der Schuhtasche. Selber schuld. Um 23 Uhr ist Zapfenstreich, mit der gewonnen Stunde können wir heute nichts anfangen, wir sind platt.
Mittwoch, 22. Juni 2011
Um 8:30 Uhr ist Frühstück. Frisch wie der masurische Morgen treten wir hinaus in den hellen Tag, ausgeschlafen, fit und tatendrängig. Eine einladende Sonne und ein sanft streichelnder Wind sagen uns: wir müssen uns diese Welt zu Fuß erarbeiten, sie inhalieren, sie durch die Nüstern ziehen wie die Blume eines guten Weines. Also lassen wir uns notdürftig instruieren, einen DIN-A4-Zettel mit den umliegenden Wanderwegen in die Hand drücken und los geht’s. Hinüber ins Örtchen Kosewo, über die Straße, auf der wir gestern gekommen waren, unter der Bahn hindurch und schon stehen wir vor der Pension Hubertus (!) am Südostzipfel des Jezioro Juksty, des Juksty-Sees. Den wandern wir nun in nördlicher Richtung ab. Es sind hier ziemlich viele fein herausgeputzte Schulkinder unterwegs, offensichtlich alle in Schuluniform, meist in Begleitung von Erwachsenen, das lässt uns keine Ruhe, da müssen wir fragen, was der Grund für die Feierstimmung ist? Letzter Schultag ist heute, Zeugnistag! Na, da sieht aber die Stimmungslage in unseren Breiten krass anders aus, mal abgesehen davon, dass die Hälfte unserer Schüler am letzten Schultag mitsamt ihren Eltern schon über den Wolken schwebt. Eigene Kulturverluste spürt man am schmerzlichsten, wenn man sie im Ausland vorgeführt bekommt.
Der JukstyseeI
Am Jukstyseemmer weiter ziehen wir nach Norden, den See zu unserer Linken, im Schatten von Eichen- und Birkenalleen und vorbei an riesigen Holunderbäumen, die hier erst jetzt in voller Blüte stehen. Die Sonne legt sich kräftig ins Zeug. Über uns spannt sich ein kräftig weiß-blauer Masurenhimmel, der uns für das viele lettische Wasser mehr als reichlich entschädigt. In der Gegend des winzigen Weilers Śniadowo machen wir Rast und lassen die Mädels baden. Es ist warm geworden jetzt gegen Mittag, fast schon 25°C. Dann geht es weiter durch immer wieder wechselnde Landschaften, plötzlich frei werdende endlose Felder, bis wir die Nordspitze des Sees erreicht haben und nun an seiner Westseite den Rückweg Richtung Süden antreten. Hier führt der Weg meist in großzügigem
Anouk - soweit die Füße tragen und unkaputtbarAbstand am See entlang und im Gegensatz zur Ostseite mehren sich hier die Ferienhäuser und –anlagen. Zwar haben wir hier großartige Ausblicke auf die masurische Kulturlandschaft, aber die spirituelle Kraft des nahen Wassers fehlt irgendwie, und vielleicht liegt es ja auch daran, nicht nur, dass wir jetzt schon annähernd 20 Kilometer unter den Sohlen und Ballen haben, dass auch unsere Damen etwas zähflüssiger gehen. Von Anouk, der alten Dame, sind wir sowieso hin und weg, wie sie diesen Marsch bei diesen Temperaturen wegsteckt, nichts lässt sie sich anmerken, sie ist hier Chefin und sie würde diese Rolle bis zum Exitus erfüllen. Wir können sie gar nicht genug herzen und loben.
Um 14 Uhr haben wir den Südzipfel des Juksty-Sees wieder erreicht und hier ist auch gleich wieder Badebetrieb angesagt. Da freuen sich nicht nur die Hunde, sondern auch die morschen Menschenknochen seufzen vor Entspannung. Die Hunde dürfen im Wasser tollen, solange sie wollen, es ist Anouk im Probergseesowieso niemand da, den das stören würde und Zeit ist heute keine Kategorie mehr. Um 15 Uhr sind wir wieder im Hotel, machen es uns auf der Terrasse gemütlich und genehmigen uns Kaffee und Kuchen. Um 17 Uhr versinken wir dann noch einmal im Wasser des Probergsees und beschließen damit sozusagen rituell unsere Reise. Das alte Schlachtross Anouk ist auch jetzt wieder an vorderster Front dabei, gerade so, als ob es zuhause nur Wasser aus der Leitung gäbe.
Der Tag klingt auf der Terrasse mit einem gediegenen Abendessen und einem Schluss-Champagner aus, der, das kann man jetzt aber nicht verheimlichen, der einzige Wermutstropfen in Masuren ist: er ist süß! Die Erde muss kleine Mängel haben, sonst bräuchten wir kein Paradies.
Um 22:30 Uhr schließen wir auch dieses Reisekapitel.
Donnerstag, 23. Juni 2011
Um viertel nach 6 Uhr sind wir bereits aus den Federn, packen und frühstücken. Wir haben noch eine Strecke Weg vor uns – eventuell sogar unter erheblich erschwerten Umständen. Die katholischen Christen, und davon gibt es hier mehr als genug, feiern heute Fronleichnam und es besteht die Gefahr, dass wir in nicht nur einer Prozession stecken bleiben. Zudem haben wir beschlossen, auf der Rückfahrt die Strecke über Warschau und Posen zu meiden und somit den Autobahnstau vor der deutschen Grenze zu umgehen. Wir bleiben also weiter nördlich auf der 16, auf der wir gekommen sind, und steuern erst mal Olsztyn an. Von dort geht es immer noch auf der 16 weiter nach Grudziadz. Wir bedauern schon jetzt, dass wir diese Strecke nicht schon auf der Hinreise gewählt haben. Wir fahren durch herrliche, pastellige Landschaften mit kaum Verkehr, was sicher auch auf den Feiertag zurückzuführen ist. Es ist eine Art Schweben hier nördlich der Touristenroute, es ist als trüge einen die Luft. Auch der elende und herunter gekommene Eindruck von der Hinfahrt bleibt hier Mangelware. Nur einmal müssen wir einer Fronleichnamsprozession unseren Tribut zollen, nur wenige Minuten, die anderen lassen wir hinter oder vor uns. Irritierend ist nur, dass gelegentlich die Straße Ausmaße annimmt, gegen die sich die Startbahn eines Flughafens wie ein Feldweg ausnimmt, so breit wird sie dann auf einige Kilometer, dass mindestens vier Sattelzüge nebeneinander einen gemütlichen U-Turn machen könnten, ohne dass einer die Straße verlassen müsste. Das sind die Aufmarschtrassen des Warschauer-Pakts gewesen, hier also wären die polnischen und russischen Panzer und Raketenbasen gen Westen gerollt. Nun rollen also wir darauf gen Westen und fühlen uns zwar richtig winzig, aber dennoch fürchterlich bedeutend, denn wir sind hier der einzige Konvoi, der in den Westen will, aber auf dieser Piste so verloren wirkt, als hätte er seine Einheit verloren.
Bei Grudziadz queren wie die Weichsel und fahren auf ihrer Westseite flussauf in Richtung Bydgoszcz. Zirka 30 Kilometer vor Bydgoszcz machen wir kurz vor 12 Uhr Pause auf einem Rasthof. Dann geht es weiter auf der 10 in westlicher Richtung bis Piła, das wir auf der 10 nördlich umrunden und Wałcz ansteuern. Bei Wałcz wechseln wir auf die 22 nach Südwesten bis Gorzów Wielkopolski. Wir bleiben auf der 22 bis Wałdowice und weiter bis südlich von Kostrzyn, das auf der anderen Seite der Grenze schon Küstrin heißt. Hier biegen wir auf die 31 senkrecht in den Süden ab, immer entlang der Grenze bis Frankfurt/Oder. Um 17.05 Uhr betreten wir wieder deutschen Boden in der Gewissheit, dass diese Route die richtige Wahl war. Um 18:15 Uhr rollen wir auf den Hof der Klinkes in Rietzneuendorf. Der Kreis schließt sich – und die Salomons an den Füßen des Chronisten haben die zweiwöchige Reise auch ohne die Hilfe ihre Brüder und Schwestern bestens überstanden.
Wir sitzen draußen und haben viel zu erzählen, wie Kinder nach einem Schulausflug in den Zirkus Roncalli. Fahrt rüber nach Masuren, legen wir ihnen ans Herz, es ist so nah für euch, wir kommen und hüten eure Hunde. Und dieses Angebot erneuern wir jetzt wieder. Wer große Landschaften liebt, der muss nach Masuren. Lettland ist für die Liebhaber von Details der passende Leckerbissen.
Für uns kommt abends ein Wildmenü auf den Tisch, das den genannten Leckerbissen in nichts nachsteht.
Freitag, 24. Juni 2011
Um 9:15 Uhr verlassen wir die Klinkes und ihre Hunde nach einem reichhaltigen Frühstück und bedanken uns nochmals für die herzliche Gastfreundschaft.
Eigentlich wollten wir noch einen Abstecher ins sächsische Zschortau machen, um den Vater unseres E-Wurfs Bruno (Banani B. von Ranzi’s Räubern) zu besuchen, aber der Ferienbeginn in Hessen und Rheinland-Pfalz lässt es uns geraten erscheinen, ganz schnell aus der Schusslinie zu geraten. Der Himmel ist wolkig bei 17°, grade recht zum Autofahren. Um 11:45 Uhr überqueren wir die bayerische Grenze. Nach kurzen Tank-, Pinkel- und Futterstopps sind wir um 15 Uhr wieder in Vagen, zuhause, glücklich, zufrieden, voller neuer Eindrücke - aber auch voller neuer Sehnsüchte.
Reisen macht süchtig, so wie trainieren nicht müde, sondern fit macht. Vor allem dieser Geruch hier, dieser… was war das nochmal? Lange nicht mehr in der Nase gehabt… gibt es sowas anderswo nicht? Mist, wie heißt das denn bloß? Ah - ODEL! GÜLLE! KUHSCHEISSE! Ja wir sind wieder zuhause… Das Mangfallaroma hat uns wieder.
Mal sehen, für wie lange …
Hier gibt es eine Auswahl unserer Lettland-Eindrücke:
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