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- Urlaub mit Hund
Nach unserer letztjährigen Osterreise zu den Loire-Schlössern und der französischen Atlantikküste, stellte sich die Frage: wohin im Sommer? Südfrankreich fällt wegen der Hitze flach; das müssen wir unserer methusalemischen Anouk (13,5 Jahre) bestimmt nicht mehr antun, dementsprechend wandern auch Italien oder Spanien in den Papierkorb. Bretagne und Normandie wären mindestens fünf Reisen im Jahr wert, aber eine zu einseitige touristische Ausrichtung. Die Welt bietet mehr, und an Anouks Alter orientiert, darf es nochmal etwas Neues sein, schließlich wird das möglicherweise ihre letzte Reise - sie wird ja nicht jünger.
So erinnerten wir uns an unsere Rückreise von Lettland und Riga (2011) und den kurzen Zwischenstopp in Masuren. Darauf, so hatten wir uns fest vorgenommen, müssen wir nochmal ein intensiveres Auge werfen. Wozu noch lange warten? Wasser gibt es genug für unsere Mädels und das Wetter ist auch veteranentauglich. Und jetzt, mit etwas Verspätung, sind sie endlich da, unsere Reise-Erinnerungen. Na, denn los, in den sehr nahen Osten…
Der nicht lehrbeauftragte Teil der Gesellschaft blickt im allgemeinen neidisch auf diejenigen, die alljährlich viele Wochen Ferien machen dürfen, auf die Lehrer also, die es in Bayern auf 13 Wochen bringen . Dabei werden die qualvollen Urlaubsentscheidungen einer Untergruppe der Lehrbeauftragten ignoriert, die mit Hund und Wohnmobil auf Reisen geht. Zwei Wochen an Ostern sind zu kurz, um eine größere Fahrt anzutreten, zwei Wochen an Pfingsten ebenfalls, wobei erschwerend zu berücksichtigen ist, dass es im Süden für den Hund schon unangenehm warm sein kann. Im Sommer ist genug Zeit für eine große Fahrt, wobei der prächtige Süden ebenfalls nicht auf dem Programm steht. Zudem müssen noch die Nachteile der Hauptreisezeit einkalkuliert werden: Kosten und Überfüllung. Es folgt eine Woche Herbstferien, die nur für einen Kurztrip lohnt und den Jahresabschluss bilden zwei Wochen Weihnachtsferien, in denen sich der Süden anbietet (falls man nicht in den Bergen hängen bleibt), aber für eine längere Ausfahrt auch nicht taugen, zumal meist noch Feiertagsverpflichtungen anstehen.
Freunde zu haben wünschen sich viele, die keine haben. Aber Freunde haben kann auch zu äußerst seltsamen Reiserouten führen. In unserem Fall führte uns die Freundschaftsroute in die Bretagne aus dem Süden Bayerns erst einmal in die Schweiz. Warum auch nicht? Warum sollten denn nur alle Wege nach Rom führen? Auch ins bretonische Concarneau ist die Zahl der Routen ziemlich zahlreich. Wir nehmen den Weg über Samedan (Samaden) im Engadin. Der Freunde wegen.
Was ist ein Ziel, das man in zwei Wochen Pfingstferien einigermaßen gemütlich und bei hoffentlich angenehmem Wetter anpeilen kann, und das, wenn möglich, noch nicht im Reisearchiv des Bairischen Blues verzeichnet ist?
Nach etwas Grübeln kommen wir auf Slowenien, das wegen seiner Geschichte und der sehr unterschiedlichen Landschaften auf einem sehr kleinen Staatsgebiet von etwas mehr als 20.000 km2 (Deutschland: ca. 357.400 km2) unser Interesse weckt. Jahrhunderte gehörte Slowenien zum Habsburgerreich, nach dem 1. Weltkrieg wurde es Teil des neuen Königreichs Jugoslawien, mit dem es nach dem 2. Weltkrieg sozialistisch wurde. Im Norden grenzt Slowenien an Österreich, im Westen an Italien, im Süden und Südosten an Kroatien und im Osten an Ungarn. Alle diese Kulturen und Einflüsse müssen zweifellos ihre Spuren hinterlassen haben und lassen auf eine höchst interessante kulturelle Gemengelage hoffen. Dazu kommen auf so kleiner Fläche sehr unterschiedliche Landschaften: Im Norden die südlichen Kalkalpen mit dem Triglav als höchster Erhebung Sloweniens (2864 m), im Südwesten das mediterrane Slowenien, in deren Hinterland einzigartige Karstlandschaften liegen, und ganz im Osten die trockenen und heißen Landschaften als Ausläufer der Pannonischen Tiefebene mit seinen Weinbaugebieten. Das sollte eine Mischung sein, die auf eine abwechslungsreiche und entspannte Pfingstausfahrt hoffen lässt, zumal dabei sehr überschaubare Strecken zurückgelegt werden müssen: European history and tradition in a nutshell – sozusagen.
Eine Reise unter tausend RegenbögenSchon im Sommer 2018 stand eine Schottlandreise auf dem Programm. Vor allem die Reiseleiterin des Bairischen Blues zog es in den hohen Norden Europas. Doch ein noch höheres Familienfest Mitte August schrumpfte das Reisefenster auf maximal drei Wochen, wogegen der Chauffeur Einspruch einlegte. So hatte sich Sardinien ins Zentrum unserer Reiseplanung geschoben. Der Aufschub des Brexits bis Ende Oktober 2019 gab Schottland nun eine neue, vielleicht sogar letzte Chance, weil ja niemand weiß, wie das europäische Mit- und Durcheinander danach aussehen würde. Vor allem gab es keinerlei Sicherheiten für eine Reise mit zwei Hunden auf die Insel; schließlich erinnern sich die Älteren unter uns noch an Zeiten mit wochenlanger Quarantänepflicht. Sollte es wieder darauf hinauslaufen, wäre die Insel für uns womöglich für immer in weite Ferne gerückt.
Jedoch: Die Reiseleiterin verzehrt sich seit Jahren nach gut gebauten Männern in kauzigen Röcken und Dudelsäcken. Obwohl die ersten Darstellungen der Sackpfeife bis tief ins Altertum zurückgehen, schien der Krawallsack seine Bedeutung für Musik und Tanz längst verloren zu geben, dafür hatten die Schotten seinen unbestreitbaren Wert in der Kriegsführung erkannt: Eine Kohorte besoffener Sackpfeifer war durchaus in der Lage einen unbedarften Gegner in die Flucht zu schlagen. Das könnte auch heute noch funktionieren. Da sich aber unsere Gesellschaften schon seit etwa einer Generation in der musikalischen Disharmonie eingerichtet haben, verlor der gedudelte Sack seinen Schrecken und erlebt sogar eine Renaissance. Tausende von Touristen lockt die schottische Loreley nun jährlich mit seinem schaurigen Gesang in die Highlands. Die Reiseleiterin gehört trotz einer gewissen Neigung zu amerikanischer Discountermusik dazu. Und der Chauffeur freut sich auf das seiner Meinung nach einzig Harmonische in diesem ruppigen Land: das schottische Englisch, dessen Singsang dem unseres Kurpfälzer Dialekts wohl am nächsten kommt. So kommt es, wie es uns aufgezeichnet ist: Wir fahren nach Schottland.
Fàilte gu Alba – Willkommen in Schottland!